Rui Magalhaes von Quinta da Prelada kenne ich schon genauso lang wie Dirk Niepoort oder Fernando Coelho. Letzterer hat sich mit ihm und weiteren Winzern zusammengetan als Douro4U, um sich exportmäßig stärker aufzustellen. Inzwischen geht aber wieder mehr seine eigenen Wege. Nichtsdestotrotz macht Rui ganz tolle Portweine. Mein Lieblingsportwein ist der 20 Years… hmh… ein Traum.
Unglaubliche Portweine – aber noch nicht sehr bekannt
Als wir uns kennenlernten, sprach Rui noch nicht so gut Englisch. Wir haben uns mehr mit Händen (nein, nicht mit Füßen) unterhalten. Inzwischen klappt die Kommunikation super. Und ich habe auch einige seiner Portweine bei uns im Shop.
Auch mit Rui habe ich das berühmte „erste Mal“ erlebt. Denn 2011 war ich mal wieder im Douro-Tal unterwegs. Damals allein mit einem kleinen Mietauto. Und er hat mich auf seine Quinta eingeladen. Wir haben uns in Vila Seca verabredet, so dass ich ihm dann mit meinem Auto folgen konnte.
Mein lieber Schwan, war das eine (Ab-)Fahrt. Hätte mir das vorher jemand erklärt, wäre ich lieber den Weg zu Fuß gegangen, steil nach unten und quasi immer mit dem halben Rad am Abgrund. Inzwischen hat er die Straße machen lassen und meine Angst ist etwas minimaler geworden. Also, eigentlich ist es eine typische Weinbergstraße im Douro, aber sorry, ich bin als Norddeutsche absolute Flachländerin.
Traditionelle Gerichte probieren geht über studieren
Aber es war nicht nur eine verrückte Fahrt, um zur Quinta zu kommen, sondern dann gab es auch noch ein traditionelles Gericht, das Huhn in Essig-Blutreis „Galinha de Cabidela“, (wo dann auch noch Kopf und Füße aus dem Kochtopf schauten). Und ich habe es damals und dort zum ersten Mal gesehen. Der Hunger war (fast) weg und das Glas Portwein musste direkt aus dem Fass aufgefüllt werden. Das war mal sicher. Aber nicht immer vorab mäkeln, hat meine Oma gesagt, sondern immer probieren. Das habe ich auch gemacht, mit viel Rotwein zum Runterspülen. Aber egal ob steile Straße oder blutiges Essen, es war trotzdem ein wunderschöner Tag mit Ruis Familie auf dem Weingut.
Dank meines verdünnten Blutes mit sehr gutem, altem Portwein war ich die kurvige und enge Straße schneller wieder oben als gedacht. Ich habe mich noch gewundert, warum ich bei der Hinfahrt so einen schnellen Herzschlag hatte. Na ja, wir denken nicht darüber nach, wie viel Portwein und anderen Wein ich getrunken und wie wenig ich gegessen hatte. Das zu meiem ersten Mal mit Rui. Aber viel spannender ist als mein „erstes“ Mal ist eigentlich seine Quinta da Prelada.
Quinta da Prelada – ein verstecktes Juwel für mich
Sie, das muss ich echt sagen, befindet sich in einer einzigartigen Umgebung. Sie liegt etwas abschüssig und versteckt. Und es gibt dort auch keine Öffnungszeiten, man muss sich schon direkt mit Rui verabreden, um dort hinzukommen. Ein paar Eindrücke gibt es ja auch hier. Aber der Blick über das Douro-Tal von Prelada ist in 3-D viel besser als auf einem Foto. Und es gibt viele kleine und auch romantische Details, die die Quinta zu einem besonderen Hingucker machen.
In Zahlen lässt sich die Quinta vielleicht so beschreiben. Sie liegt am Hang in Vila Seca de Poiares. Dieser Ort liegt etwa 15 Kilometer nördlich von Peso da Régua. Gegründet wurde Quinta da Prelada Anfang des 18. Jahrhunderts und ist seit fünf Generationen im Besitz der Familie Magalhães e Silva. Die Weinberge nehmen eine Gesamtfläche von 60 Hektar ein und bestechen mit einer Höhe zwischen 250 und 450 Metern über dem Meeresspiegel. Die Reben der Weinberge sind derzeit durchschnittlich 30 Jahre alt.
Auch Rui arbeitet mit den autochthonen Rebsorten der Region wie Touriga Franca, Tinta Róriz, Tinta Barroca, Sousão, Tinto Cão, Tinta Amarela und Touriga Nacional. Die weißen sind Malvasia Fina, Viosinho, Rabigato und Gouveio. Die Trauben sind zu 90 Prozent rote und zu zehn Prozent weiße Sorten. Heute wachsen die Reben aber in abgetrennten Parzellen und nicht wie früher wild durcheinander. Das zur Theorie des Weingutes. Praxis ist, einfach eine Flasche Portwein von der Quinta da Prelada zu öffnen und zur probieren. Und wenn man vor Ort ist, auch noch ein Pläuschen mit Rui zu halten. Entspannt genießen.