Portwein gilt als der portugiesische Wein schlechthin und hat das Weingebiet entlang der Ufer des Douro berühmt gemacht. Doch vor allem von der jüngeren Generation an Weinliebhabern wird die Appellation mehr und mehr als Herkunft großer roter und weißer Douro-Weine wahrgenommen.
Die Geschichte der „normalen“, sprich der nicht mit Weinalkohol versetzten oder nicht ganz korrekt als „Tafelweine“ bezeichneten Douro-Weine reicht bis ins Jahr 1952 zurück. Damals hob der legendäre Weinmacher Fernando Nicolau de Almeida auf der Quinta do Vale Meão am oberen Douro einen Wein aus der Taufe. Dieser erlangte der schon kurz nach seinem Erscheinen Weltruf. Die Rede ist von Barca Velha. Der exklusivste aller portugiesischen Rotweine kommt nur in besonderen Jahren auf den Markt. Barca Velha sollte nicht nur als erster nicht aufgespriteter Rotwein am Douro in die Geschichte eingehen, sondern auch als die rote portugiesische Weinikone schlechthin.
Heute bietet das Gebiet ein breites Spektrum an „Tafelweinen“ mit Gütesiegel der DOP Douro. Von den 240 Betrieben des gesamten Gebietes, die produzieren und auch selbst abfüllen – rund weitere 150 Unternehmen agieren als reine Handelshäuser –, widmen sich weit über 100 Güter auch der Produktion von weißen und roten Douro-Weine. Den Weinmachern stehen in den drei Teilgebieten Baixo Corgo, Cima Corgo und Douro Superior rund 43.000 Hektar zur Verfügung, wobei natürlich der Löwenanteil des Lesegutes in die Portweinproduktion geht. Das Douro-Tal agiert demnach als eine Art doppelte geschützte Herkunftsbezeichnung für normale Weine und Port.
Enormer Sortenfächer bei den Douro-Weinen
Welche Weine aus welchen Rebsorten entstehen, ist nicht leicht zu beantworten. Die Appellation Douro zählt über 80 Sorten, die tatsächlich verarbeitet werden. Das Gros der Douro-Weine wird jedoch aus einem Rebsortenfächer bereitet, der sich auf rund 25 Sorten beschränkt. Bei den weißen Trauben sind dies vor allem Rabigato, Viosinho und Malvasia Fina. Für die roten Gewächse werden vor allem Touriga Franca, Tinta Barroca, Tinta Roriz, Tinto Cão und Touriga Nacional herangezogen. Diese fünf werden auch als Big Five bezeichnet, weil die zuständige Weinbaubehörde die Fünfergruppe als die großen Qualitätsträger am Douro empfiehlt. Im Grunde lesen sich diese fünf fast wie das Who is Who des roten portugiesischen Sortenspiegels. Insbesondere Touriga Nacional und Tinta Roriz wurden auch über die Grenzen von Portugal hinaus überaus bekannt.
Kaum rebsortenreine Douro-Weine
Weine vom Douro werden fast immer auf der Basis von Cuvées bereitet. Sie stehen damit in der Tradition der berühmten Portweine, die grundsätzlich immer aus mehreren Sorten bestehen. Dies muss als eine der großen Stärken der roten Douros gewertet werden, denn die Weinmacher vor Ort gelten als Meister der Balance. Ausgewogenheit steht also bei den Rotweinen an erster Stelle, gefolgt von Kraft und Mineralität.
Die Kraft der Rotweine liegt in der Natur der typischen Douro-Rebsorten. Denn die Grundweine für den historischen Wein des Gebietes, den Port, bauen neben Reife auf Kraft sowie eine ausdrucksstarke Aromatik. Beeindruckend ist dabei die enorme Fruchtintensität von schwarzen Beeren und Steinobst. Typisch für rote Douro-Weine sind aber auch florale Anklänge wie Veilchen oder Nuancen von Schwarztee. Sehr sortenspezifisch sind dabei die Noten der Bergamotte-Frucht. Der große portugiesische Star unter den roten Sorten ist die Touriga Nacional. Sie gilt als einzige Rebsorte der Welt, welche diesen aromatischen Charakterzug in ausgeprägter Form aufweist, den wir im Allgemeinen mit Earl-Grey-Tee assoziieren.
Von Kennern hochgeschätzt wird zudem die ausgeprägte Mineralität der Weine des Tals. Und Ein feiner saliner Charakter findet sich in fast allen Gewächsen, manchmal auch die Eindrücke von heißem Stein. Das Douro-Tal bildet einen Schieferbruch inmitten der nordportugiesischen Granitböden. Auch dies trägt zum einmaligen Profil der Appellation bei. Für die konzentrierten Weißweine des Gebietes sind diese Böden natürlich ein Glücksfall. Auch wenn sich die weißen heimischen Sorten nicht so opulent in ihrer Frucht darstellen, verleiht ihnen die Mineralität der Böden eine subtile Frische.
Barrique ja – Holzcharakter nein bei den Douro-Weinen
Selbstverständlich setzen die Weinmacher am Douro kleine Holzfässer zur Reifung ein. Einen störenden Holzcharakter wird man indes kaum finden. Aufgrund der Tatsache, dass die Bereitung von normalen Weinen erst Mitte bis Ende der neunziger Jahre wirklich in Schwung kam, hatten die Önologen des Tales genug Gelegenheit, sich an anderen internationalen Gebieten zu orientieren. Ganz im Sinne der Portweinbereitung arbeiten die Erzeuger bei ihren normalen Weinen angenehm subtil beim Ausbau im kleinen Eichenfass. Alles wird ausgerichtet auf den Charakter des Weines im Einklang mit seinem Terroir. Der für das Lagerpotenzial und eine gewisse Struktur notwendige Ausbau im Barrique ist dort nur Mittel zum Zweck.
(Original von David Schwarzwälder gekürzt)