Portwein – früher ein Muss, heute ein Genuss. Die Französin Jeanne Calment wurde 122 Jahre alt. Mit 85 Jahren lernte die alte Dame das Fechten, mit 100 Jahren fuhr sie munter Fahrrad. Auf die Frage nach dem Geheimnis ihrer Gesundheit antwortete sie unter anderem, dass es der tägliche Portwein war. Sowohl mit Genuss als auch als Medizin habe er ihr mit das hohe Alter beschert.
Portwein war früher ein bekanntes Hausmittel und ist heute als Dessertwein weltweit bekannt
Ob das wirklich stimmt, weiß man nicht. Fakt ist jedoch, dass der süße portugiesische Dessertwein aus dem Douro-Tal eine lange Karriere als Medizin hinter sich hat. Während der Portwein heute als vollmundiger Tropfen zum Dessert gereicht wird, wurden ihm noch bis ins 20. Jahrhundert medizinische Heilkräfte nachgesagt. Ärzte verschrieben ihn zur Erholung und Stärkung bei kräfte-raubenden Krankheiten.
Portwein aus der Apotheke
Eine Kombination aus Portwein und Proteinen war es, die das edle Getränk zum Medikament machte. Hierzu wurde nicht der Dessertwein genommen, den wir heute so schätzen. Die Winzer stellten neben den normalen Weinen auch spezielle medizinische Portweine her, indem sie über einen bestimmten Zeitraum Tierknochen in die Mostbottiche legten. Dadurch wurden besonders viele Proteine in den Wein gespült.
Dieser angereicherte Wein bekam ein entsprechendes Etikett und wurde an Apotheken geliefert. Die Medizin der portugiesischen Winzer wurde international bekannt. Vor allem in Großbritannien und in Deutschland setzten Ärzte und Krankenhäuser auf die Heilkraft des Portwein. Eine Enzyklopädie der Volksmedizin von 1843 verrät, dass Portwein in England sogar gegen Typhus verabreicht wurde.
Portwein als Dessertwein – eine gern genommene Medizin für jeden Tag
Heute verzichten die Winzer des Douro-Tals auf die Tierknochen im Bottich. Sie liefern dennoch ein Getränk, das durchaus gesundheitsfördernd ist. Nicht umsonst sagt man, dass ein Glas Wein am Tag die Fitness fördert. Verantwortlich hierfür soll das Resveratrol sein. Es schützt die Weinreben vor Pilzen und Parasiten und wird zu diesem Zweck in den Pflanzen und somit auch in den Trauben gebildet. Zahlreiche Studien belegen, dass auch der Mensch gesundheitlich von diesem Wirkstoff profitieren kann. Er wird sogar als Anti-Aging-Mittel verkauft.
Auch die Bitterstoffe im Portwein fördern die Gesundheit. Die sind übrigens auch dann enthalten, wenn der Dessertwein süß schmeckt. Bitterstoffe wirken sich positiv auf die Magenschleimhaut aus, so dass die Verdauung angeregt wird. Ein guter Portwein zum Essen bedeutet also gleichzeitig, dass reichhaltige Speisen nicht so schwer im Magen liegen. Er ist deshalb auch ein beliebter Aperitif. Wichtig hierbei ist, dass man es nicht übertreibt. Medizin ohne Maß hat noch niemandem geholfen.
Portwein als Schlaftrunk bei Bronchitis
Portwein spielt heute als pure Medizin natürliche keine Rolle mehr. Aber warum nicht auf ein Hausmittel zurückgreifen, wenn die Apotheke schon geschlossen hat, oder wenn man auf Tabletten verzichten möchte? Gegen Bronchitis soll beispielsweise ein Glas dieses Dessertweins mit einem Teelöffel Honig vor dem Schlafengehen helfen. Bei Antriebslosigkeit soll ein Mix aus 60 ml Rotwein, zwei Esslöffeln Haferflocken, einem Teelöffel Zucker und 250 ml Mineralwasser den Kreislauf wieder in Schwung bringen. Wer allerdings ernsthafte gesundheitliche Probleme hat, sollte sich nicht auf den Wein verlassen, sondern seinen Arzt aufsuchen.
Süßer Dessertwein statt bitterer Medizin
Der Portwein wird seit Jahrhunderten am Ende einer Mahlzeit gereicht – am liebsten zusammen mit einem Dessert oder mit Käse. Auch diese Tradition entspringt dem gesundheitlichen Aspekt, denn der Wein fördert die Verdauung. Und auch wenn man einmal alle medizinischen Aspekte beiseitelässt, gehört der Portwein unbedingt zum Dessert. Oder noch besser: ins Dessert! Er gibt dem Nachtisch mit seiner natürlichen Süße das gewisse Etwas. So entstehen Köstlichkeiten wie zum Beispiel Portwein-Zwetschgen mit Pistazien-Parfait, Portwein-Pflaumen mit Schokomousse, Portwein-Marzipan-Stollen oder Portwein-Feigen mit Vanilleeis.
Diese Desserts zeichnen sich vielleicht nicht durch herausragende gesundheitsfördernde Eigenschaften aus, dafür sorgen sie aber für ein einmaliges geschmackliches Erlebnis. Das hellt das Gemüt auf und zaubert ein Lächeln aufs Gesicht. Der Portwein tut dem Menschen eben als Medizin und als Dessert gut.