Vielleicht war es einer der ältesten Weine der Welt, der kürzlich über das Auktionshaus Acker, Merall & Condit in Hong Kong bei einer Weinversteigerung veräußert wurde. Im dortigen Grand Hyatt wechselte ein 1863er Niepoort in einer Flasche von Lalique für umgerechnet etwa 100.000 Euro den Besitzer.
Weinversteigerung: Einer der letzten 1863er Niepoort brachte 100.000 Euro
Der 155 Jahre alte Portwein stammt aus dem Weinkeller der berühmten Winzerfamilie Niepoort in Vila Nova de Gaia. Bis 1905 reifte er im Holzfass, danach wurde er in neun Demijohns, Glasballons aus dem 19.Jahrhundert, gefüllt und im Laufe der Jahre zu ausgewählten Anlässen serviert oder verkauft.
Übrig blieb Wein für fünf Magnum-Karaffen, die Niepoort in Kooperation mit dem französischen Luxusgüterunternehmen Lalique im Wachsausschmelzungsverfahren anfertigen ließ. Eine davon wurde in der Auktion in Hong Kong versteigert und gilt nun als die weltweit teuerste Flasche Portwein. Besonders bei Sammlern, Liebhabern und Händlern erfreut sich die Weinversteigerung steigender Beliebtheit, um seltenere Weine zu kaufen und zu verkaufen. Inzwischen bieten namhafte Weingüter oder Produzenten ihre edleren Produkte inzwischen oft nur noch über Weinauktionen an.
Trauben der Original-Weinstöcke
Auch wenn im Douro-Anbaugebiet bis heute nur ursprüngliche Rebsorten stehen, denken Weinkenner mit leuchtenden Augen an die Zeit, bevor die Reblaus dort 1868 einfiel und die Winzer zwang, ihre Pflanzen mit resistenten amerikanischen Rebsorten als Grundlage zu kombinieren.
Immerhin wird in der Weinregion „Alto Douro“ schon seit fast 2000 Jahren Wein hergestellt. Die originalen Rebstöcke ohne Veredlung sind legendär. Man sagt, dass der Wein der damaligen Direktträger noch besser war als der spätere Wein von Reben mit amerikanischen Wurzelstöcken.
Kein Wunder also, dass der 1863er Niepoort bei einer Weinversteigerung einen solchen Preis erreichte, zumal der Käufer sich auf bedeutende Expertenmeinungen stützen konnte. Der amerikanische Weinkritiker und Chef-Verkoster des „Wine Spectator“, James Suckling, und die britische Weinkritikerin und Autorin des „Wine & Spirit“, Jancis Robinson, hatten dem 1863er Niepoort zuvor jeweils die volle Punktzahl gegeben.
176 Jahre Niepoort-Weinbaugeschichte
Als der 1863er Niepoort ins Fass gefüllt wurde, hatte das Weingut Niepoort gerade 19 Jahre Erfahrung gesammelt. Franciscus Marius van der Niepoort war 1842 so mutig, sich im Douro-Tal eine Existenz aufzubauen. Er war zuvor aus den Niederlanden nach Portugal eingewandert, um als Weinverkäufer zu arbeiten.
Mittlerweile ist der Weinbau-Betrieb 176 Jahre alt und sorgt noch immer für frische Ideen und Spitzenweine. Dabei geht das Unternehmen den Weg der Biodynamie. Auf der Niepoort-Webseite heißt es, dass man die Launen der Natur respektiere und auf das Gleichgewicht von Biodiversität und notwendigen Eingriffen achte. Die Spitzenergebnisse geben diesem Weg und dieser Philosophie Recht.
Weinversteigerung: Nicht nur der 1863er Niepoort hat seinen Preis
TV-Moderatorin Barbara Schöneberger hatte neulich eine ganz besondere Begegnung mit einem Niepoort. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Sie durfte Dirk van der Niepoort zum „Winzer des Jahres“ küren. Ausgeschrieben war der Preis vom Magazin „Der Feinschmecker“. Überreicht wurde die Auszeichnung in Anwesenheit vieler prominenter Weinfreunde im Grandhotel Schloss Bensberg.
Dirk van der Niepoort gilt als innovativster Weinbauer im Douro-Tal und führt den Betrieb nun in fünfter Generation. Er hat zwar niemals eine klassische Lehre als Winzer gemacht oder Weinbau studiert. Trotzdem ist Dirk aber eine bekannte und beliebte Persönlichkeit der Weinszene, weit über die Grenzen Portugals hinaus. Zudem ist er Gründungsmitglied der Winzergruppe „Douro Boys“. Sie haben sich auf die Fahnen geschrieben, dem Douro-Tal und seinen ureigenen Weinen international noch mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen.
Fabelhafter Portwein und innovative Ideen
Der charmante und unkonventionelle Dirk van der Niepoort übernahm das Familienunternehmen 1987 und bringt seither frischen Wind in die Welt der Weine. Er erweiterte das Sortiment auf Weißweine, Roséweine und Rotweine und verknüpft auf seine einzigartige Weise die Tradition des Hauses mit modernen Ideen.
Besonders bekannt sind die Weine der Fabelhaft-Reihe. Sie sind seit Anfang der 2000er Jahre auf dem Markt bzw. auf den Märkten, denn für jedes Land gibt es ein eigenes Etikett. Hierfür wurden jeweils heimische Künstler engagiert, die die Werte der einzelnen Länder und ihr Verhältnis zum Wein illustrierten. Da ist allein die Flasche schon den Kauf wert. Zielmärkte der Fabelhaft-Reihe sind Portugal, Brasilien, Belgien, England, Spanien und Deutschland. Ansonsten erkennt man die Niepoort-Weine auch an ihren Etiketten in Grau oder Sepia – schlicht, aber unverwechselbar!
Ruby und Tawny sind zwei Portwein-Namen, die man sich ebenfalls merken sollte. Der Ruby passt wunderbar zu Käse und begeistert mit einer fruchtigen-Kirsch-Note. Die Trauben stammen aus der kühleren Subregion Cima Corgo und reifen in Holzfässern, während der Tawny in Portwein-Pipes sein Aroma entwickelt. Er ist ein Dessertwein, der zu süßen Speisen passt.
Der kreative Geist des Weinguts um Dirk van der Niepoort kommt aber besonders in den „Niepoort Projectos“ zum Ausdruck. Hierbei handelt es sich um Wein-Experimente in kleiner Stückzahl. Auch in Kooperation mit anderen Herstellern entstanden so für die Region absolut ungewöhnliche Weine wie Chardonnay, Spätlese und Riesling.
Ein Blick hinter die Kulissen von Niepoort
Dirk van der Niepoort ist zweifelsohne eine echte Weinpersönlichkeit. Deshalb war für uns klar, dass wir ihn im Rahmen der gleichnamigen Rubrik auf unserer Webseite besuchen und hinter die Kulissen schauen. Entstanden ist ein kurzweiliger Einblick in die unkonventionelle und charmante Art des „Weingottes“, der das Douro-Tal revolutioniert hat.
Niepoort Late Bottled Vintage
Wer nun Lust auf einen guten Tropfen auf dem Hause Niepoort hat, muss aber keine 100.000 Euro ausgeben. Sie finden in unserem Shop zum Beispiel den „Niepoort Late Bottled Vintage 2012“, der sofort geöffnet werden kann.